Das beste Wetter zum Angeln: Alles was Ihr wissen müsst

Mar 12, 2021 | 7 Minuten
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Wir alle haben es schon erlebt: Man bereitet sich auf einen perfekten Angeltag vor, sucht sich die besten Köder und seine Lieblingsrute aus, nur um dann im Boot zu sitzen und keinen einzigen Fisch an den Haken zu bekommen. „Was habe ich falsch gemacht?“, fragt man sich. Eine schmerzhafte Frage, die sich so ziemlich jeder Angler irgendwann gestellt hat. Wir haben gute und schlechte Nachrichten für Euch: Es war nicht wirklich Eure Schuld. Aber in gewisser Weise war es das trotzdem. Gutes Wetter für Angler ist nicht immer auch gutes Wetter für Fische. Hier lernt ihr alles, was Ihr darüber wissen müsst.

Ein Angler fischt mit der Fliegenrute in einem Fluss, während es regnet.

Um zu verstehen, wie sich das Wetter insgesamt auf Fische auswirkt, schauen wir uns zuerst die einzelnen Wetterfaktoren an, die das Verhalten von Fischen beeinflussen. Dann erklären wir, wie die Fische auf diese Faktoren reagieren. Und zu guter Letzt sprechen wir über die besten Wetterbedingungen zum Angeln und darüber, was Ihr tun könnt, um das Beste aus Eurem Ausflug zu machen.

Am Ende könnt Ihr nicht nur Euren Freunden ein paar spannende Dinge über Fische erzählen, sondern kennt auch einige Tricks, die Euch helfen, den Tag mit einer vollen Kühlbox zu beenden.

Das Wetter kann das Angeln auf verschiedene Weise beeinflussen. Die natürlich vorkommenden Wetterfaktoren, die das Verhalten von Fischen maßgeblich beeinflussen sind:

  • Wassertemperatur
  • Wind
  • Luftdruck

Wassertemperatur

Die meisten Fischarten sind kaltblütig und können ihre Körpertemperatur nicht regulieren. Das bedeutet, dass sie gezwungen sind, ihren Stoffwechsel an die Wassertemperatur um sie herum anzupassen. In kälteren Gewässern verlangsamen sich die Fische und benötigen im Allgemeinen weniger Nahrung, um sich zu ernähren. In wärmeren Gewässern sind sie viel aktiver und benötigen daher deutlich mehr Nahrung, um zu überleben.

Ein Fischschwarm unter Wasser.
Fische sind in wärmeren Gewässern viel aktiver.

Das ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit, wie sich die Wassertemperaturen auf Fische auswirken. Um zu atmen, verlassen sich Fische auf ihre Kiemen, um dem Wasser gelösten Sauerstoff zu entziehen. Und die Menge an gelöstem Sauerstoff im Wasser hängt fast ausschließlich von der Temperatur ab. Als Faustregel gilt, dass kälteres Wasser mehr gelösten Sauerstoff hat und wärmeres Wasser weniger.

Einfach ausgedrückt, hat jede Fischart eine minimale Wassertemperatur, unter der sie nicht frisst und eine maximale Wassertemperatur, über der sie nicht atmen kann. Als Angler muss man nicht die genauen Zahlen kennen. Aber zu wissen, warum und wann sich die Wassertemperaturen ändern, kann den Unterschied ausmachen, wenn Ihr versucht, Fische zu fangen.

Wie beeinflusst das Wetter die Wassertemperaturen?

Angler, der bei schlechtem Wetter an einem Teich angelt.

Die Wassertemperatur kann sich auf verschiedene Weise ändern. Es gibt langsame saisonale Veränderungen, die hauptsächlich durch die Menge an Sonnenlicht beeinflusst werden, die ein Gewässer über einen längeren Zeitraum abbekommt. Diese Änderungen haben kurzfristig keine großen Auswirkungen auf die Wassertemperatur.

Selbst wenn Ihr in einem kleinen Teich angelt, ändert eine vorbeiziehende Wolke die Temperatur nicht um einen signifikanten Betrag. Was die Wassertemperatur jedoch drastisch verändern kann, ist Niederschlag.

Wenn es regnet, fließt frisches Wasser in ein Gewässer und ändert seine Temperatur. Diese Änderung kann schnell erfolgen, insbesondere wenn es sich um ein kleines Gewässer handelt. Darüber hinaus verändert Regen die Trübung des Wassers und hat im Meer sogar Einfluss auf den Salzgehalt. Außerdem kann Regen oft große Mengen an Nährstoffen ins Wasser spülen. Wenn diese ganzen Änderungen gleichzeitig auftreten, können sie das Verhalten der ansässigen Fische erheblich verändern.

Wind

Eine Karte, die Bewegungen von Hochdruckluft und Niederdruckluft zeigt.

Wenn sich Massen von kalter und warmer Luft vermischen, beginnen sich Stürme zu brauen. Aber dazu gleich mehr.

Winde können Gewässer und ihre Bewohner auf verschiedene Weise beeinflussen. Das offensichtlichste sind natürlich, die Wellen. Wenn Winde entlang der Wasseroberfläche wehen, entsteht Reibung. Je stärker der Wind weht, desto größer ist die Reibung und desto größer die Wellen.

Wellen können die Trübung des Wassers erhöhen und Strömungen und Nährstoffe mit sich ziehen. All diese Faktoren beeinflussen das Verhalten von Fischen. Nicht zuletzt werden Winde von Änderungen im Luftdruck begleitet.

Luftdruck

Wenn es etwas gibt, das bei Fischen zu einem Fressrausch führen kann, ist es eine Änderung des Luftdrucks. Plötzliche Wetteränderungen führen zu schnellen Änderungen des Luftdrucks. Genau deshalb sind das die besten Momente, um Eure Angel auszuwerfen.

Was ist Luftdruck?

Luftdruck oder atmosphärischer Druck ist die Kraft, die die Erdatmosphäre auf ein bestimmtes Gebiet ausübt. Der Luftdruck wird auf verschiedene Arten gemessen: Pascal, meist in Hektopascal (hPa) angegeben und in Bar (bar). Auf Meereshöhe ist ein Luftdruck von durchschnittlich 1013,25 hPa normal. Alles darüber wird als hoch und alles darunter als niedrig angesehen.

Auch hier muss man sich nicht auf absolute Zahlen konzentrieren, die Fische interessieren sich schließlich auch auch nicht dafür. Was Ihr beachten solltet, ist, dass die Atmosphäre, wenn sie auf die Erdoberfläche drückt, auch Druck auf die Gewässer ausübt. Diese Gewässer wiederum drücken auf die dort lebenden Fische.

Warum wirkt sich der Luftdruck auf Fische aus?

Um im Wasser zu überleben, mussten Fische eine Reihe von körperlichen Anpassungen entwickeln. Wenn es um den Luftdruck geht, sind zwei dieser Anpassungen entscheidend: Die Seitenlinie und die Schwimmblase.

Die Seitenlinie ist ein Organ, das Fische zum Navigieren verwenden und um Räuber oder Nahrung zu orten. Es spürt die kleinsten Vibrationen im Wasser und ist deswegen sehr empfindlich gegenüber Druckänderungen.

Die Schwimmblase dagegen, ist ein, dem Verdauungssystem angehängtes, Organ, das sich mit Luft füllen kann und dem Fisch Auftrieb verleiht. Wenn sich der Luftdruck ändert, ändert sich auch der Druck auf die Schwimmblase eines Fisches. Sie ist so etwas wie ein natürliches Barometer.

Ein Bild der Anatomie eines Fisches, das die Schwimmblase hervorhebt.

Fischarten wie Forelle, Zackenbarsch, Schnapper und Tarpun haben größere Schwimmblasen und reagieren empfindlicher auf Änderungen des Luftdrucks. Auf der anderen Seite sind Arten mit kleineren Schwimmblasen wie Mahi Mahi, Barrakuda, Wahoo und Königsmakrele weniger davon betroffen. Und dann gibt es Arten wie Haie und verschiedene Arten von Thunfisch, die dieses Organ überhaupt nicht haben.

Luftdruck und Angeln

Wir halten also fest, der Luftdruck beeinflusst die Fische. Aber wann und wie passiert das genau? Es ist den meisten vermutlich bekannt, dass steigender Luftdruck gutes Wetter und ein klarer Himmel bedeutet. Umgekehrt bedeutet ein Absinken des Luftdrucks, dass ein Sturm oder eine Kaltfront auf dem Weg ist.

Angeln vor und nach einem Sturm

Wenn sich ein Sturm nähert, sammelt sich eine Masse warmer Niederdruckluft über einer Masse kalter Hochdruckluft. Wenn sich die beiden Luftmassen treffen, bilden sie Kondenswasser in Form von Wolken. Während dieser Zeit tritt ein merklicher, stetiger Luftdruckabfall auf. Der Druck sinkt bis zum Ende des Sturms weiter.

Angler steht bei Sonnenuntergang mit einer Angelrute in der Hand auf einem Steg.

Je nach Ausmaß des Sturms kann das sehr schnell, oder über einen längeren Zeitraum geschehen. Letzteres ist für Euch die bessere Variante, da Ihr mehr Zeit zum Angeln habt, während der Druck nachlässt.

Was dem Sturm folgt, ist typischerweise eine Kaltfront, die Winde bringt und eine Masse kalter Hochdruckluft. Die Kaltfront macht oft den Himmel frei und bewirkt vor allem einen raschen Anstieg des Luftdrucks. In den meisten Fällen bedeutet das, dass das Angeln ein No-Go ist.

Sobald der Luftdruck einen hohen Punkt erreicht, stabilisiert er sich wieder. Es gibt keine festgelegte Regel, wie lange das dauert, da es normalerweise vom Sturm abhängt, der gerade vergangen ist. Fische sind meist inaktiv, nachdem der atmosphärische Druck nachgelassen hat. Etwa 72 Stunden nachdem der Luftdruck sich stabilisiert hat kommen die Fische jedoch wieder heraus.

Interessanterweise scheinen Fische nach einem Sturm beim Beißen viel aktiver zu sein als vor Beginn des Wetterwechsels. Einige Angler spekulieren, dass es daran liegt, dass mehrere Tage lang nicht geangelt wurde und die Fische die Haken und Köder, die sie normalerweise meiden, „vergessen“ haben. Eine realistischere Ursache für die erhöhte Aktivität scheint jedoch zu sein, dass die Fische seit einiger Zeit nicht gefressen haben.

Angeltaktik für wechselndes Wetter

Alle erwähnten Wetterfaktoren sind eng miteinander verbunden, was bedeutet, dass sich einer ohne den anderen nicht ändert. Um die perfekte Angeltaktik zu entwickeln, müsst Ihr also auf alle achten.

Ein Angler steht bei Regen in einem Fluss und angelt.

Zeitliche Koordinierung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fische auf Änderungen des Luftdrucks folgendermaßen reagieren:

  • Schneller Druckabfall: Änderungen von mehr als 6 hPa in 3 Stunden, der Biss ist großartig
  • Schneller Druckanstieg: Die Fische ziehen sich zurück und beißen nicht
  • Stabiler Druck: Nachdem sich der Luftdruck 3 Tage lang nicht um mehr als 10 hPa ändert, ist der Biss wieder gut

Heutzutage gibt es viele mit Barometern ausgestattete Angel-Apps, mit denen Ihr Eure Ausflüge verfolgen und planen können.

Temperatur und Trübung

Bei kälterem Wetter sind die Fische träge, daher sollte Eure Köderpräsentation auch langsamer sein. Das Gegenteil gilt natürlich für wärmere Bedingungen.

Wie bereits erwähnt, können Wind und Regen das Wasser trüber machen als normal. Trübungen können die Sicht unter Wasser drastisch einschränken und das Verhalten von Fischen verändern. Fische sind größtenteils Sichtjäger. Wenn sie nicht sehen können, verlassen sie sich mehr auf ihre Seitenlinie, um Beute zu finden. Hier können sich schnelle Actionköder als nützlich erweisen. Das Flattern dieser Köder ist in solchen Situationen der perfekte Blickfang.

Wenn Ihr aber in kaltem Wasser angelt, können die Fische möglicherweise nicht so leicht zu Bewegungen überredet werden. In diesen Situationen müsst Ihr Euch auf bunte Köder verlassen, damit sie beißen. Rot, Gelb und Grün können zum Erfolg führen. In schlammigen Gewässern verlieren rot gefärbte Köder jedoch häufig ihre Sichtbarkeit. Wenn das der Fall ist, haltet Ihr Euch am besten an leuchtend gelbe und grüne Exemplare.

Bei rauher See, haben sich die Fische wahrscheinlich in tiefere Gewässer zurückgezogen. Wenn Ihr entschlossen seid, unter diesen Bedingungen zu angeln, stellt sicher, dass Ihr das richtige Boot dafür ausgewählt habt.

Verantwortungsvoll geniessen

Direkt vor einem bevorstehenden Sturm zu angeln, kann zu unglaublichen Ergebnissen führen. Es gibt unzählige Geschichten von Anglern, die vom Fressrausch profitieren, während andere schon auf der Autobahn festsitzen und versuchen, nach Hause zu kommen.

So cool es auch wäre, der Star von „Twister 2.0“ zu sein, kein Fisch ist es wert, Kopf und Kragen zu riskieren. Lest die Wetter- und Angelberichte sorgfältig und plant genügend Zeit, um das Gebiet zu verlassen, falls Ihr aufgehalten werdet. Wenn Ihr genauer wissen wollt, welche Jahres- oder Tageszeit sich am besten zum Angeln eignet, findet Ihr dazu hier mehr.

Wenn Ihr alles richtig macht, könnt Ihr unter Umständen den Fisch Eures Lebens fangen!

Eine Frau in Regenbekleidung und Schwimmweste, die sitzend einen Karpfen hält.

Was sind Eure Taktiken zum Angeln bei schlechtem Wetter? Habt Ihr jemals vor einem kommenden Sturm geangelt? Gibt es einige wetterbedingte Angeltipps, die wir vergessen haben zu erwähnen? Lasst es uns in den Kommentaren unten wissen.

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